
8. "Subhuti, was denkst Du? Wenn jemand dreitausend Galaxien mit den sieben Schätzen füllte und alles als Almosen weggäbe, würde er damit großen Verdienst erwerben?"
Subhuti sagte: „Ja, Erhabener! Diese Person würde großen Verdienst erlangen und viel Glück verbreiten, obwohl diese Person in Wahrheit keine eigene Existenz besitzt, auf die sich Verdienst ansammeln könnte. Warum? Weil das Verdienst dieser Person dadurch gekennzeichnet ist, dass es kein Verdienst ist.“
Dann sagte der Erhabene: "Andererseits, wenn jemand auch nur vier Zeilen dieser Belehrung empfängt, versteht und sie anderen lehrt und erklärt, so würde sein Verdienst größer sein.
Warum? Weil, Subhuti, von dieser Lehre alle Buddhas und die Lehren aller Buddhas ausgehen. Und doch muss ich, während ich spreche, meine Worte zurücknehmen sobald sie ausgesprochen sind, denn es gibt keine Buddhas und keine Lehren.
9. "Subhuti, was denkst Du? Sagt ein Schüler, der in den heiligen Strom des Lebens eingetreten ist, sich selbst: 'Ich erlange die Frucht eines "in den Strom Eingetretenen"?"
Subhuti sagte : "Nein, Erhabener. Warum? Weil "ein in den Strom Eingetretener" nur ein Begriff ist. Es gibt keinen Strom-Eintritt. Der Schüler, der nicht Form, Klang, Geruch, Geschmack, Berührung oder anderen Eigenschaften Beachtung schenkt, der wird ein "in den Strom Eingetretener" genannt."
"Subhuti, was denkst Du? Sagt ein Adept, dem nur eine einzige Wiedergeburt bevorsteht, sich selbst : "Ich erlange die Frucht eines `nur noch einmal Wiederkommenden`"?"
Subhuti sagte: "Nein, Erhabener. Warum? Weil "nur noch einmal wiederkommen" nur ein Begriff ist. Es gibt kein kommen und gehen.
"Subhuti, was denkst Du? Sagt ein Ehrenwerter, der nie mehr als Sterblicher wiedergeboren wird, sich selbst: 'Ich erlange die Frucht eines "Nicht-Wiederkommenden"'?"
Subhuti sagte: "Nein, Erhabener. Warum? Weil "Nicht-Wiederkommender" nur ein Begriff ist. Es gibt kein Wiederkommen und niemanden, der nicht-wiederkommt.
"Subhuti, was denkst Du? Sagt ein Heiliger sich selbst : "Ich habe `vollkommene Erleuchtung" erlangt'?"
Subhuti sagte: "Nein, Erhabener. Warum? Weil es keinen solchen Zustand gibt, wie den, der "Vollkommene Erleuchtung" genannt wird.
Erhabener, wenn ein Heiliger der Vollkommenen Erleuchtung sich sagen würde: "So bin ich", so würde er zwangsläufig die Vorstellung eines Egos, einer Persönlichkeit, eines Wesens oder einer abgesonderten Individualität hegen.
Erhabener, wenn der Buddha erklärt, dass ich inmitten der Menschen im Yoga der vollkommenen Stille, im Verweilen in Zurückgezogenheit und im Freisein von Leidenschaften herausrage, so sage ich mir nicht selbst: 'Ich bin ein Heiliger der Vollkommenen Erleuchtung, frei von Leidenschaften'.
Erhabener, wenn ich mir sagen würde: "So bin ich", so wäre ich der Ego-Illusion nicht entkommen. Ich weiß, dass es letztendlich keinen Subhuti gibt und Subhuti nirgendwo verweilt, dass er Heiligkeit weder kennt noch nicht kennt und dass er weder frei von noch versklavt von seinen Leidenschaften ist.
10. "Subhuti, was denkst Du? In ferner Vergangenheit, als der Tathagata bei Buddha Dipankara weilte, war Er da auf irgend einer Stufe von Vollendung im Dharma?"
"Nein, Erhabener. Als der Tathagata bei Buddha Dipankara weilte, war Er auf keiner Stufe von Vollendung im Dharma."
"Subhuti, was denkst Du? Erzeugt ein Bodhisattva irgend welche erhabenen Buddha-Reiche?"
"Nein, Erhabener. Warum? Weil ein Buddha-Reich weder erschaffen noch nicht erschaffen werden kann."
"Daher, Subhuti, sollten alle Bodhisattvas, kleinere und große, ein reines, leuchtendes Bewusstsein entwickeln, das nicht von Klang, Geschmack, Berührung, Geruch oder irgend einer Eigenschaft abhängt. Ein Bodhisattva das Bewusstsein spontan und natürlich gebrauchen, ohne sich von Voreingenommenheit leiten zu lassen, die aus den Sinnen entstehen.
Subhuti, für eine menschliche Geisteshaltung mag das vergleichbar sein mit der Größe des mächtigen Berges Sumeru. Was denkst Du? Wäre solch ein Wesen groß?"
Subhuti antwortete: „Ja, wahrlich, Buddha. Sein Gefühl persönlicher Existenz wäre gewaltig. Aber der Buddha hat gelehrt, dass persönliche Existenz nur ein Name ist, denn sie ist in Wirklichkeit weder Existenz noch Nichtexistenz. Sie trägt also nur den Namen "persönliche Existenz".“
11. "Subhuti, wenn es für jedes Sandkorn im Ganges-Fluss einen weiteren Ganges geben würde, wären deren Sandkörner zusammen von großer Zahl?"
Subhuti sagte: "Gewiß von großer Zahl, Erhabener! Selbst die Ganges-Ströme wären unzählbar; um wieviel mehr würden es deren Sandkörner sein!"
"Subhuti, ich will Dir eine Wahrheit erklären. Wenn ein guter Mann oder eine gute Frau für jedes Sandkorn aus all diesen Ganges-Flüssen dreitausend Galaxien von Welten mit den sieben Schätzen füllte, wäre das ein großer Verdienst?"
Subhuti antwortete: "Gewiß groß, Erhabener!"
Dann erklärte der Erhabene: "Nichtsdestoweniger, Subhuti, wenn ein guter Mann oder eine gute Frau diese Belehrung nur soweit ergründet, um vier Zeilen zu empfangen, zu behalten und sie anderen zu lehren und zu erklären, würde der daraus folgende Verdienst weit größer sein."
12. Darüber hinaus, Subhuti, solltest Du wissen, wo auch immer diese Belehrung verkündet wird, und seien es auch nur vier Zeilen davon, dieser Platz sollte von allen Reichen der Götter, Menschen und Titanen verehrt werden, als ob es eine Stätte Buddhas sei. Um wieviel mehr gilt das für die Begegnung mit einem, der fähig ist den Gesamten Teil der Lehre zu behalten und es vollständig auszudeuten!
Subhuti, Du solltest wissen, dass ein solcher die höchste und wundervollste Wahrheit erlangt. Wo auch immer diese heilige Belehrung verkündet werden mag, da solltest Du Dich einstimmen wie in der Gegenwart des Buddha und ehrenwerter Schüler.
13. Zu dieser Zeit richtete sich Subhuti an den Buddha und sagte: "Erhabener, unter welchem Namen sollte diese Belehrung bekannt werden und wie sollten wir sie empfangen und behalten?"
Der Erhabene antwortete: "Subhuti, diese Belehrung sollte bekannt werden als "Vajrachchedika Prajnaparamita" ("Der Diamant der Vollendung der Transzendentalen Weisheit") - so sollst Du sie empfangen und behalten.Subhuti, was ist der Grund hierfür? In Übereinstimmung mit dem Dharma ist die Vollendung der Transzendentalen Weisheit nicht wirklich eine solche. "Vollendung der Transzendentalen Weisheit" ist nur ein Name dafür.
Subhuti, was denkst Du? Hat der Tathagata eine Lehre darzulegen?"
Subhuti antwortete dem Erhabenen: "Erhabener, der Tathagata hat nichts zu lehren."
"Subhuti, was denkst Du? Wären da viele Moleküle in dreitausend Galaxien von Welten?"
Subhuti sagte: "Gewiß viele, Erhabener!"
"Subhuti, wenn der Tathagata von Staubteilchen spricht, bedeutet das nicht, dass ich an einen bestimmten oder willkürlichen Gedanken denke; ich benutze diese Worte nur bildlich. Sie sind nicht wirklich, nur Illusion. Genauso ist es mit dem Wort „Universum“ - diese Worte drücken keine bestimmte oder willkürliche Idee aus, sondern nur Worte.
Subhuti, was denkst Du? Kann der Tathagata an den zweiunddreißig körperlichen Merkmalen erkannt werden?"
"Nein, Erhabener, der Tathagata kann nicht an den zweiunddreißig Merkmalen erkannt werden. Warum? Weil der Tathagata erklärte, dass die zweiunddreißig Merkmale nicht wirklich solche sind. Sie werden nur "die zweiunddreißig Merkmale" genannt."
"Subhuti, wenn einerseits ein guter Mann oder eine gute Frau soviele seiner Leben aufopfert, wie es Sandkörner im Ganges gibt und wenn andererseits irgend jemand auch nur vier Zeilen dieser Belehrung empfängt und behält und sie anderen lehrt und erklärt, so wird der Verdienst des letzteren größer sein."